Mein Vater wollte ja heute gegen 9:00 Uhr zusammen mit seinem Bruder damit beginnen, den Vinylboden zu verlegen...
Als gegen 9:30 Uhr mein Handy klingelte und ich über die Anrufererkennung den Namen meines Bauleiters angezeigt bekommen habe, war mir schon klar dass ihm jetzt mal wieder irgendetwas nicht passt und es gleich mal wieder mittelmäßig großen Ärger zwischen uns geben wird....ich sage nur Straßensperrung...
In der Tat war mein Bauleiter sehr erregt und es entwickelte sich in etwa der nachfolgenden Dialog - jeder der mich kennt, wird wissen dass ich dieses Gespräch trotz der provokanten und stürmischen Art des Bauleiters genau so zugetragen hat und ich wirklich genauso ruhig geblieben bin:
BL: Ja, hallo, der Polier hatte mich eben angerufen – das sind irgendwelche Leute auf der Baustelle!?!
Ich: Ja, das stimmt.
BL: Ja, es kann doch aber nicht sein, dass irgendwelche Leute einfach so auf der Baustelle auftauchen irgendwas anfangen zu machen!?!
Ich: Nun, zum einen sind das nicht irgendwelche Leute, sondern mein Vater und sein Bruder. Zum anderen machen die nicht irgendetwas, sondern die liegen den Boden, genau so wie wir es die letzte Woche besprochen hatten.
BL: Mir ist völlig egal, wer da ist! Wir haben hierüber die letzte Woche überhaupt nicht gesprochen sie haben lediglich gesagt, dass sie den Boden liefern lassen, und das habe ich ausnahmsweise zugelassen. Sie können nicht einfach mit irgendwelchen Arbeiten anfangen!
Ich: da muss ich Ihnen leider widersprechen – ich hatte gesagt, dass ich zwar am Freitag den Boden liefern lassen, hatte aber auch mitgeteilt, dass wir die Woche darauf den Boden legen werden, wenn wir keinen der Bauarbeiter behindern. Ich habe extra gestern mit den Bauarbeitern darüber gesprochen. Diese haben mir versichert, dass die Zimmer oben soweit fertig sind, dass wir mit dem Verlegen des Bodens beginnen können. Außerdem wurde mir versichert, dass wir niemanden behindern.
BL: Es ist mir völlig egal, mit wem sie geredet haben! Sie haben mit niemanden der Bauarbeiter zu reden! Ich bin der Bauleiter und sie haben wenn überhaupt nur mit mir zu reden!
Ich: das würde ich ja sehr gerne tun – nur leider sind sie sehr schwer zu erreichen und bisher hat es mit unseren vor Ort Terminen ja auch nicht wirklich geklappt.
BL: Ich mache so etwas nicht mit! Sie können nicht einfach in dem Haus tun und lassen was sie wollen, bevor es nicht übergeben ist! Sie haben die letzte Woche ja auch irgendwelche Elektroarbeiten gemacht! Das geht einfach nicht!
Ich: Auch dies ist mit Absprache der Bauarbeiter passiert.
BL: Wie ich eben gesagt habe, wenn Sie mit jemandem reden, dann mit mir und nicht mit den Bauarbeitern! Ich habe keine Ahnung was da los ist, und ich werde gleich einen Baustopp veranlassen!!!
Ich: Herr K., von einem Baustopp kann ja schon mal gar nicht die Rede sein! Genau diese Vorgehensweise hatte mir mein Vertriebler (ebenfalls ein Herr K.) genau so zugesichert!!!
BL: Mir ist egal, was ihnen der Vertrieb zugesichert hat – ich bin der Bauleiter, und ich entscheide! Von irgendwelchen Zusagen weiß ich nichts.
Ich: Dann, Herr K., rufen Sie doch einfach bei meinem Vertriebler an und lassen Sie sich meine Angaben bestätigen.
BL: Ich rufe hier überhaupt keinen an! Denn dann soll mich der Herr K. anrufen und mir das bestätigen! Wenn er das tut ist es mir egal und Sie können von mir aus so viele Leute auf die Baustelle schicken wie Sie wollen!
Ich: Na das ist doch mal ein Wort. Alles gar kein Problem. Sehr gerne werde ich für Sie meinen Vertriebler anrufen und ihn bitten sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Danke und bis später.
Dann legte ich direkt auf, ohne noch eine Antwort abzuwarten.
Ich ließ sich das eben erlebte erst einmal kurz setzen.
Wut und Verzweiflung mischten sich mit einem unglaublichen Groll gegen die Ober-Petze Polier.
So doof, wie er sich mir gegenüber gibt, wenn ich mit ihm rede, so schnell hat er den Bauleiter angerufen wenn sich irgendetwas auf der Baustelle tut – und sei es nur die Lieferung von irgendwas, was ich direkt ins Haus bestellt habe. Den habe ich jetzt erstmal gründlich gefressen.
Nachdem ich 5 Minuten später diesen ersten großen Schock überwunden habe, wählte ich direkt die Nummer von meinem Vertriebsbüro.
Was soll ich sagen? Als ob er es genau gewusst hätte, war meinen Vertriebener direkt selber am Telefon.
Ich: Herr K., Gott sei Dank erreiche ich sie direkt! Seitdem das Haus im Bau ist, habe ich zweimal anrufen müssen, habe beides mal sie gebraucht, und beide Male sind Sie selber ans Telefon gegangen. Also wenn das kein gutes Zeichen ist, weiß ich ja auch nicht... Leider habe ich gerade ein sehr großes Problem mit meinem Bauleiter. Sie erinnern sich ja sicher an den schlechten Start den ich mit diesem Mann hatte bezüglich der Straßensperrung?
Vertriebler: Ja, das tue ich ich hatte daraufhin ja mit ihm geredet, und habe ihm gesagt, dass er sie anständig behandeln soll.
Ich: Genau. Doch leider hält er sich nicht wirklich daran: Er droht ihr gerade mit Baustopp!
Vertriebler: Was??? Wieso denn das???
Ich: Es geht um das Thema Vinylboden. Sie hatten mir damals im Gespräch gesagt, dass ich den Boden legen könne, auch wenn das Haus noch nicht übergeben ist, weil Dan-Wood ja leider keinen Vinylboden im Programm hat.
Vertriebler: Ja, richtig
Ich: Nachdem ich letzte Woche und gestern mit den Bauarbeitern vor Ort darüber gesprochen habe und mich vergewissert habe, dass die soweit fertig sind und wir niemanden im Weg rum stehen, hat mein Vater heute Morgen mit dem Verlegen begonnen. Dies hat der Polier dann wohl direkt dem Bauleiter mitgeteilt. Und dieser hat mich eben angerufen, gefragt was das alles soll, und mir mit einem Baustopp gedroht.
Vertriebler (nach einem tiefen Seufzer): Oh je...dieser Kerl… Das tut mir alles sehr Leid – ich kläre dies umgehend mit dem Bauleiter.
Ich: vielen Dank Herr K.
Vertriebler: kein Problem Herr F. – Bis später.
Kaum hatte ich aufgelegt, rief mich mein Vater an und teilte mir mit, dass er Riesenproblem auf der Baustelle habe:
Einer der drei Bauarbeiter (gerade der, mit dem ich die ganze Zeit über am wenigsten zu tun hatte, und welcher mir am "komischsten" von allen drei vorkam) rennt immer wieder in dem Zimmer rum, indem sie gerade angefangen haben den Boden zu legen.
Er steht nicht nur Weg, sondern er schafft auch irgendwas, streicht, reißt Folie ab, und lässt die Abfälle und Farbtropfen einfach auf die ersten beiden frisch gelegten Reihen des Boden fallen ohne es weg zu machen...
Ich meinte nur, dass ich dies zum einen nicht nachvollziehen kann, weil mir gestern noch versichert wurde das alles soweit fertig ist. Nichtsdestotrotz bat ich meinen Vater darum sich nicht in irgendeiner Art und Weise provozieren zu lassen, denn ich habe gerade wegen der Geschichte sowieso Riesenstress mit dem Bauleiter, und das befindet sich gerade in der Klärungsphase...
Mein Vater reichte mich dann auch an den englisch sprechenden Bauarbeiter weiter, dem er dann auf einmal sagte, dass sie wohl mindestens bis 15:00 Uhr benötigen, dass die Zimmer wirklich fertig sind
Eine Rückfrage, wieso die Zimmer jetzt doch nicht fertig sind, obwohl er gestern noch sagte alles ist fertig, habe ich mir an dieser Stelle erspart...
Nachdem eine gute Stunde vorbei war, habe ich mich bei meinem Vertriebler darüber erkundigt, wie er denn jetzt mit meinem Bauleiter verblieben ist.
Vertriebler: das Problem, welches der Bauleiter hat ist dies, dass er derjenige ist, welcher Stress und Ärger bekommt, wenn bei diesen eigenen Arbeiten vor der Abnahme irgendetwas schief geht.
Ich: Was soll denn da gross schief gehen?
Vertriebler: Ach Herr F., Wissen Sie, es gibt so viele Leute, die anfangen zu arbeiten, dabei Schäden entstehen, und die dann behaupten die Schäden seien nicht von Ihnen sondern vom Bautrupp... Ich habe dem Bauleiter schon von Anfang an gesagt, dass sie nicht ein solcher Mensch sind, denn bei ihnen hatte ich von Anfang an ein sehr gutes Gefühl und ich kam mit Ihnen seit jeher wunderbar zurecht, wir konnten alles auf eine sehr menschlichen Ebene lösen. Die Art und Weise, mit der ihnen jetzt begegnet ist, ist daher absolut nicht korrekt, aber auch ein Stück weit nachvollziehbar, da er nicht abgesichert ist.
Ich: Und d.h. jetzt für mich konkret?
Vertriebler: Ich bin mit dem Bauleiter jetzt so verblieben, dass sie einfach eine Teilabnahme der oberen Räumlichkeiten machen. Das ist eine Vorgehensweise, die zwar nicht oft und nicht gerne gemacht wird, ist in diesem Fall aber die Lösung – somit sind die oberen Räume dann als fertig abgenommen, und der Bauleiter ist bei eventuellen Schäden komplett aus dem Schneider.
Ich: Das ist doch eine ideale Lösung! So hätte man doch gleich miteinander reden können, anstatt mit Baustopp zu drohen.... Vielen Dank für ihren Einsatz.
Vertriebler: Ja, er ist ein bisschen schwierig. Es ist gerne geschehen – ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Bau und hoffe dass sie pünktlich einziehen können.
Daraufhin rief ich direkt meinen Bauleiter an – erklang am Telefon schon deutlich entspannter.
Wir einigten uns darauf, dass wir uns um 15:00 Uhr auf der Baustelle treffen, und dort dann die angesprochene Teilabnahme angehen.
Pünktlich um 15:00 Uhr traf ich auf der Baustelle ein.
Kurz darauf auf Bauleiter – mit erstaunlich guter Laune.
Mir sollte es recht sein – nachdem jetzt der Hintergrund der ganzen Geschichte geklärt war, hatte ich ja auch wirklich Verständnis für seine Situation – auch wenn mir der Ton am Telefon nicht wirklich gefallen hatte.
Nichtsdestotrotz bin ich nicht nachtragend, und war ja froh drum, einen Weg gefunden zu haben, dass alle glücklich werden.
Leider war aber irgendwie alles nur noch ein riesengroßes Chaos und irgendwie war gar nichts so wirklich fertig...
Und das lag jetzt nicht daran, dass mein Vater heute den Boden legen wollte.
Ich habe mich dann erst einmal bis um 16:00 Uhr mit dem Bauleiter über dieses und jenes unterhalten, wir sind dieses und jenes schon abgelaufen, und haben dieses und jenes besprochen und weiter ausgeführt.
Danach war klar, dass man noch nicht so weit ist, die Teilabnahme durchführen zu können.
Daher verständigte ich mich mit ihm darauf, dass ich jetzt noch mal 1 Stunde ins Geschäft gehe, und wir uns dann um 17:30 Uhr hier treffen, und dann die Abnahme in Ruhe und nicht mitten im Chaos durchführen zu können.
Gesagt, getan. Um 17:30 Uhr fanden wir uns alle wieder auf der Baustelle ein und wir waren auch alle entspannter als heute Nachmittag.
Grundsätzlich ist es hoch interessant festzustellen, dass der Bauleiter am Telefon eher unfreundlich und patzig ist, vor Ort allerdings vergleichsweise freundlich und sehr lösungsorientiert auftritt.
Genauso war es auch jetzt bei der Teilabnahme.
Das Protokoll ist akribisch Stück für Stück durchgegangen worden.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass er irgendwelche Fehler oder ähnliches verstecken wollte.
Ganz im Gegenteil: er hat die Bauarbeiter immer wieder von A nach B geschickt, um nochmal was auszubessern, um das Licht besser zu machen, oder um in sonst einer Art und Weise für eine ordentliche Abnahme zu sorgen.
Er hat jedes Fenster in sämtlichen Varianten geöffnet, hat jeden Rollladen probiert hat sich jede Wand, jeden Boden, jede Decke, jede Fuge usw. wirklich genau angeguckt, und ich natürlich hinterher.
Da mir sowohl der befreundeter Architekt als auch mein Vater eine grundsätzliche gute Arbeitsweise der drei Bauarbeiter bescheinigt hatten habe ich auch nicht wirklich mit irgendwelchen Überraschungen gerechnet.
Positiv war auch, dass wir nicht nur einfach durchgerannt sind, um die Listen abzuhaken, sondern wir sind wirklich anderthalb Stunden alles in Ruhe durchgegangen.
Um 19:00 Uhr war die Teilabnahme dann somit beendet, und mein Vater konnte und durfte nun offiziell endlich mit den Verlegearbeiten beginnen.
Was für ein Tag!!!